mein Alltag

Ob Ihr es glauben könnt oder nicht, aber auch hier in Ecuador hat sich der Alltag mittlerweile eingeschlichen. Natürlich ist es nicht ganz so wie in Deutschland, weil trotzdem jeden Tag etwas Neues passiert- sei es ein Wort, das man endlich versteht, eine neue Bekanntschaft oder die tausendste fiesta der Salesianer, von der man vorher nichts wusste. Die Eindrücke werden auch nach vier Monaten nicht weniger, nur anders. Diesen Blogeintrag würde ich gerne dazu nutzen,  Euch meinen festen Alltag ein bisschen zu beschreiben, weil ich meistens nur von meinen Wochenenden berichte.

 

Zwischen 6:40 und 6:50 Uhr stehe ich normalerweise auf, mache mich fertig und gehe als nächstes runter in die Küche, wo meistens schon ein riesiges, leckeres, fertig zubereitetes Frühstück aus Brot, Saft und Eiern von Paty auf mich wartet.

Um 7:30 Uhr verlasse ich das Haus und mache ich mich mit dem Metrobus auf den Weg zu meiner Arbeit im Stadtteil "La Marin", mit der ich um 8 Uhr anfange. Je nachdem wie die Busse fahren oder wie schnell ich es schaffe den Berg zu meinem Projekt zu bezwingen, kann es auch mal ein bisschen später werden.

Die Arbeit in meinem Projekt sieht folgendermaßen aus: je nachdem wann ich ankomme, sind die Schüler meistens schon auf dem Schulhof angetreten und nach Junge/Mädchen bzw. Klassenstufen getrennt, aufgestellt. Das erfordert einiges an Disziplin, was den Kindern weniger gefällt, sodass viele diesen Teil auslassen, indem sie zu spät kommen. Während sie so aufgestellt sind, werden sie von einem der Lehrer oder meinem Chef Wladimir begrüßt und über wichtige Neuigkeiten informiert, die die Schule betreffen. Manchmal kommt zusätzlich Pater Paco, der mit den Kindern eine kleine "Relieinheit" macht; das Vater Unser fehlt aber an keinem Tag; wir sind ja schließlich in einem seeeehr katholischen Projekt! Jeden Montag wird zusätzlich die Nationalhymne von Ecuador und die Hymne von Quito gesungen, bevor die Kinder gegen 8:15 Uhr in den Unterricht entlassen werden. Während des Unterrichts helfe ich der Lehrerin der zweiten Klasse bei ihrem Unterricht, was bei unseren 13 Rabauken ganz schön anstrengend sein kann. Gegen 9:40 Uhr muss ich in den Speisesaal, um das refrigerio, einen Pausensnack bestehend aus colada oder Saft und etwas zu essen vorzubereiten, das um 10:10 Uhr an die Kinder verteilt wird. Vorher heißt es für sie aber "a formarse", also sich wie morgens aufzustellen, damit alles geregelt abläuft. Nach dem refrigerio spüle ich die Becher und Teller, die die Kinder vorher schon spülen mussten, nochmal (meistens mit der Hilfe einiger Schüler oder mit Freiwilligen von der Uni, die dort Sozialstunden leisten müssen) bevor ich die Tische im Speisesaal für das Mittagessen decke. Wenn ich das geschafft habe, gehe ich bis 12 Uhr zurück in den Unterricht, um anschließend Saft und Suppe in die Gläser bzw. Teller zu tun. Kaum bin ich damit fertig, kommen die hungrigen Kinder angestürmt und wollen wissen, was es zu essen gibt. Zu blöd, dass sie sich vorher zuerst aufstellen und eine Art Schlachtruf der Salesianer rufen müssen, bevor sie den Speisesaal betreten dürfen. Sehr militärisch! Vor dem Essen wird natürlich gebetet. Zusammen mit den Lehrern verteile ich den Reis, Fleisch oder was es sonst noch so gibt an die Schüler und passe danach auf, dass sie ihr Geschirr auch ja gut abspülen. Es kann schon vorkommen, dass manche ihre Teller drei mal abspülen, weil sie es nie richtig machen. Ist das geschafft, kommen die Freiwilligen und Angestellten der meisten Salesianerprojekte Quito's ebenfalls zum Mittagessen in die UESPA, mit denen zusammen ich esse. Die anderen zu sehen ist immer das Highlight des Tages. Weil es meinem Chef Wladimir nicht gefällt, dass wir gerne noch ein bisschen miteinander reden, müssen wir schnell wieder an die Arbeit, was für mich bis 14:30 Uhr bedeutet, im Unterricht zu helfen. Darauf folgen verschiedene AG's wie Tanz, Hip-Hop oder Trommeln, die bis 16 Uhr gehen. Mir ist es freigestellt, ob ich mitmachen oder zuschauen möchte. Eigentlich war mein Plan, eine Fitness-AG zu gründen, allerdings ist die Rektorin der Schule ein bisschen eigenwillig und deshalb noch nichts daraus geworden. Um 16 Uhr gibt es nochmals für alle dagebliebenen ein refrigerio, das ich vorbereiten und verteilen muss. Im Anschluss daran, um 16:30 Uhr ist mein Arbeitstag vorbei und ich darf nach Hause gehen. Es gibt allerdings auch ein paar, wenige Tage, an denen ich nach dem Mittagessen in die Caleta fahre und dort bei der Hausaufgabenbetreuung helfe. An diesen Tagen arbeite ich mindestens bis 17 Uhr.

Nach der Arbeit treffen wir Freiwilligen uns manchmal, um shoppen oder Essen zu gehen oder Quito sonstwie unsicher zu machen. Ein wirkliches Hobby habe ich leider noch nicht gefunden, weil ich nach einem Tag UESPA todmüde bin und nur noch ins Bett falle. Das ändert sich aber hoffentlich bald, weil man nicht weit weg von meinem Haus Kickboxen kann und eine Tanzschule garantiert auch nicht weit entfernt ist.

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Kommentare: 2
  • #1

    André A. (Sonntag, 14 Dezember 2014 06:46)

    Hey hey :)
    sehr cooler Einblick in deinen Alltag! Hätt ich nicht gedacht, dass es so stramm ist. Musst ja richtig arbeiten. :D
    Viel Spaß noch!

    LG André

  • #2

    JOACHIM HERTER (Mittwoch, 17 Dezember 2014 14:06)

    Hallo Anna-Lena,
    mit grossem Interesse habe Ich Deine Zeilen über Deinen spannenden Alltag gelesen.
    Es ist ein vollgepackter Arbeitstag für Dich,aber Ich denke verbunden mit viel Spass,
    mit den Kindern zu arbeiten.
    Weiterhin eine erlebnisreiche Zeit in Equador.
    Liebe Grüsse aus VAI,Alemania.
    Ein frohes Weihnachtsfest,wünscht Dir Joachim.